Sonntag, 19. Juni 2022

Joe McPhee und John Edwards in Desselbrunn


Wer glaubt, mein (musik)kulturelles Interesse wäre erlahmt, weil ich jetzt schon jahrelang nichts mehr über meine Kulturerlebnisse berichtet habe, irrt gewaltig. So dicht wie in der letzten Zeit, wo nach den ärgsten Corona-Wellen der Kulturbetrieb wieder möglich geworden ist, ist mein Kulturterminkalender noch nie gewesen. Ich hatte einfach keine Lust mehr, darüber Buch zu führen. Jetzt kommt die Lust wieder. Wie lange sie anhält, weiß ich nicht.

Der gestrige Abend brachte ein ganz besonderes Erlebnis. In meiner nächsten Umgebung, auf einem stillgelegten Bauernhof in Desselbrunn am Nordrand des Salzkammerguts fand ein Konzert mit improvisierter (Jazz)Musik statt. Joe McPhee, legendärer Vertreter der Free-Jazz-Generation, musizierte gemeinsam mit dem Londoner Bassisten John Edwards im Hof des alten Gebäudes. Eine intimere Atmosphäre ist kaum vorstellbar und ideal für die subtile Kommunikation dieser beiden Musikkünstler. Fasziniert lauschte das Publikum den instrumentalen Zwiegesprächen der Beiden und zeigte sich hingerissen und begeistert. Schöner kann man diese Art von Musik nicht erleben.

Sonntag, 17. März 2019

Schmids Puls im OKH Vöcklabruck


Gehört habe ich ja schon länger von dieser Band, und zwar nur das Beste, nun bot sich die Gelegenheit im OKH Vöcklabruck, sie live zu erleben. Die Kritiker haben nicht zuviel versprochen. Hier steht eine Sängerin und Gitarristin mit subtiler Schlagzeug- und Bassbegleitung, die mich mit ihrer klaren, hellen Stimme und ihrem filigranen Gittarrespiel gefangen nimmt. Sie kann bis ins Innerste berühren, wobei ich Kritikerstimmen wie dieser (Robert Rotifer von FM4) nur zustimmen kann: "Erst noch Mira Lu Kovacs gehört haben, dann möglicherweise sterben." Das musste ich ihr nach dem Konzert auch mitteilen: "Ich finde deine Musik berührend." "Ja, man merkts eh", war ihre lapidare Antwort.

Freitag, 13. April 2018

Bob Dylan in der Salzburgarena


Wer mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden ist, hat sich einen Ehrenplatz in der Kunstgeschichte erworben. Bob Dylan ist der bisher einzige Musiker, dem das aufgrund seiner Texte voller Poesie gelungen ist. Auch ohne diese Auszeichnung ist dieser Mann eine Kultfigur seit meinen Teenagerjahren, in denen ich der Jukebox im örtlichen Wirtshaus so manchen Schilling gespendet habe, um "I want you" zu hören. Nun bot sich die Gelegenheit, diesen musikalischen Helden endlich auch einmal live zu erleben. Natürlich finde ich die Salzburg-Arena als Konzertsaal nicht ideal, in kleineren Sälen spielt eben so eine Berühmtheit nicht mehr. Besonders gefreut hat mich, dass außer vieler alter Nummern aus dem eigenen Repertoire auch ein paar Standards des Great American Songbooks erklungen sind, mit dem sich der große alte Meister ja in letzter Zeit intensiv beschäftigt hat. Die Arena war voll und am Ende stürmten viele nach vorne zur Bühne, um dieser Musikerlegende einmal im Leben möglichst nahe zu sein. 

Mittwoch, 7. März 2018

Finely Tuned featuring Andrea Motis im Schlachthof Wels

Auch im Jazz gibt es sogenannte "Wunderkinder" - und die mittlerweile 22-jährige Andrea Motis aus Barcelona war so ein Wunderkind. Sowohl was ihren Gesang betrifft als auch ihr Trompetenspiel. Unterwegs in den Gefilden des traditionellen Jazz und vertraut mit dem Great American Songbook hat sie von Kindesbeinen an bewiesen, wie sehr sie sich in dieser musikalischen Welt zu Hause fühlt. Mittlerweile hat sie auch kommerziell Fuß gefasst - die Plattenfirma "Impulse", bekannt geworden durch John Coltrane, hat sie unter Vertrag genommen.
Sie mit dem Quartett von Geiger Christoph Mallinger in der intimen Wohnzimmer-Atmosphäre der Musikwerkstatt Wels im Schlachthof zu erleben, ist ein besonderes Geschenk. Exzellente Musiker bieten ihr den Rahmen, in dem sie ihre ganze Spielfreude entfalten kann, wobei sie auch Ausflüge in die Welt des Samba und Bossa Nova unternimmt. Ganz besonders harmoniert sie mit Christoph Mallinger, dessen Geigenspiel von der Art der "ganz feinen Klinge" ist. Auch er widmet sich dem Gesang und es es entstehen reizvolle Instrumental- und Gesangsduette. "On the Sunny Side of the Street" habe ich bisher nicht in dieser Intensität vernommen. Selbst das alt eingesessene Jazz-Publikum hat es dabei fast vom Hocker gerissen.

Mittwoch, 28. Februar 2018

Mario Rom's Interzone in der LMS Vöcklabruck

Klassische Jazz-Trio-Formationen mit Trompete, Bass und Schlagzeug gibt es gar nicht so häufig. Dennoch meint Bandleader Mario Rom, dass es die beste Möglichkeit darstelle, sich auf der Trompete umfassend auszudrücken. Und das tut er auch intensiv und exzessiv, wobei ihm seine "Begleiter" in nichts nachstehen. Das ergibt dann ein Gemisch individueller Gestaltung mit vielen Freiheiten, das an Kraft, Intensität und Ausdrucksstärke und Spannung kaum zu übertreffen ist. Die ZuhörerInnen sind gefordert und/oder können sich einfach ganz dem meditativen Sog der Aufführung hingeben. Hier wird eine Qualität geboten, die ganz oben in der Modern-Jazz-Liga anzusiedeln ist. Das Publikum wusste diese zu würdigen.

Mittwoch, 21. Februar 2018

Cisco Pema und Coni Molina im Schlachthof Wels

Wenn sich zwei Argentinier zum Musizieren in Österreich treffen, muss es nicht Tango sein, was erklingt. Bei Cisco Pema aus Buenos Aires handelt es sich um einen Gitarristen, Bassisten und Sänger, der sich seine Lieder selbst schreibt. Diese bringt er im Schlachthof Wels, nur mit seiner Akustikgitarre und den Percussionsinstrumenten von Coni Molina begleitet, dem Publikum zu Gehör. Es ist seine dunkle, angenehme Stimme und der treibende Rhythmus beider Musiker, das die ZuhörerInnen betört und sie innerlich wie äußerlich in Bewegung bringt. Gegen Ende werfen die Beiden noch musikalisch einen Blick über die Grenze nach Braslien und zeigen, dass sie auch den dort herrschenden Samba-Groove drauf haben. So endet der Abend voller guter Gefühle.

Samstag, 10. Februar 2018

Das Andi Haidecker Trio spielt Monk und Metheny im B1 + C1 Mayr

Ja, es gibt sie noch - die dritte Luft - auch wenn hier schon über Jahre nichts zu sehen ist. Besonders in letzter Zeit haben sich die Konzertbesuche wieder gemehrt, und vielleicht sollte auch wieder mehr darüber berichtet werden.
Es gibt ein Café in Vöcklabruck - Café Mayr - in dem immer wieder regionale, aber auch internationale JazzmusikerInnen Auftritte haben. Vor Kurzem war es der Vöcklabrucker Gitarrist Andi Haidecker mit seinen Begleitern Peter Traunmüller (dr) und James Hornsby (b), der hier ein "Heimspiel" hatte. Die Kompositionen, die hier gespielt wurden, stammten zum Großteil von Thelonious Monk und Pat Metheny. Andi Haidecker und seine Band zeigten, wie man diese schon so oft interpretierten Stücke dennoch neu und mit der eigenen Handschrift versehen spielen kann - funky und rockig oder sogar mit unserem traditionellen Marschrythmus gespickt. Die "Hütte" war voll und allen hat es gefallen.