Freitag, 23. Dezember 2011

"Melancholia" im Kino Lenzing

"Was tun, wenn die Welt untergeht?"  - Diese Frage stellt sich in Lars von Triers jüngstem Film. Aber wenn schon Endzeitstimmung herrscht, dann in traumhaft schönen Bildern und untermalt mit schwermütig-pompöser Wagner-Musik. Das Handeln der Menschen in der Erwartung des Endes durch den Zusammenprall der Erde mit dem Planeten Melancholia macht diesen Film besonders reizvoll. Verdrängung, Panik, aber auch hingebungsvolle Gelassenheit kommen zum Vorschein. Und wer die Melancholie als Grundstimmung schon in sich trägt, der versteht die Welt auch dann noch, wenn Melancholia auf sie einstürzt.

Montag, 12. Dezember 2011

INSINGIZI & Roland Guggenbichler im Spielraum Gaspoltshofen

Am 8. Dezember darf schon Weihnachten gefeiert werden - und zwar auf Afrikanisch mit drei Männerstimmen aus Zimbabwe und Roland Guggenbichler am Flügel, das nennt sich dann MoZuluArt und verbindet europäische (Mozart) und traditionelle südafrikanische Musik auf wundersame Weise. Was die vier auf der Bühne bieten, ist beeindruckend: Man glaubt es kaum, dass der voll tönende A-capella-Chor aus nur drei Männern besteht. Man staunt darüber, welche Klangdichte die Stimmen mit Klavier und Trommel erzeugen können. Man erfreut sich an den Bewegungen und Tänzen der drei Afrikaner und fasst es kaum, dass man schließlich selbst Teil dieser Inszenierung ist - mitklatschend, mitsingend und am Ende mittanzend in wildesten afrikanischen Rhythmen.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Scott Matthew im Kino Ebensee

Das Kino Ebensee ist immer eine Konzert-Reise wert, auch dann, wenn man so wie dieses Mal den angekündigten Künstler nicht kennt. Wenn dann das Kinofoyer schon eine halbe Stunde vor Konzertbeginn gerammelt voll ist mit durchmischtem und auch recht jungem Publikum, dann weiß man: Der Mann ist angesagt - und zwar zurecht. Was Scott Matthew hier auf die Bühne zaubert an Atmosphäre voller Wehmut, Sehnsucht und Leidenschaft mit seiner fast himmlisch zu nennenden Stimme, ist schon erstaunlich. Dennoch kommt in ihm auch der abgebrühte Entertainer zur Geltung, wenn er, von einem jungen Mann aus dem Publikum der Lüge überführt, lakonisch antwortet: "That's showbusiness!" Hier im Kino Ebensee bekommt der "Country Boy" aus Australien aber auch so viel an herzlicher Zuwendung von Seiten des Publikums, dass es scheint, als würde er die Bühne gar nicht mehr verlassen wollen. So ist der feierliche Akt seines Auftritts erst nach einer halben Stunde voller Zugaben beendet, und wer wolle, könne ja mit ihm noch an der Bar abhängen.

"Der Gott des Gemetzels" im Kino Lenzing

(Quelle: www.filmstarts.de)
Es lohnt sich auch immer wieder ins Kino zu gehen. Einige interessante Filme sind im Spätherbst in unsere Kinos gekommen. Neben "Melancholia" (Lars von Trier) und "Le Havre" (Aki Kaurismäki) verspricht auch Roman Polanskis neuer Film einiges. "Der Gott des Gemetzels" ("Carnage") ist die Verfilmung eines Theaterstück von Yasmina Reza, in dem es darum geht, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, die über uns gebreitet ist und wie leicht sie zerreißen kann. Dies wird gezeigt an zwei Ehepaaren, die sich in einer New Yorker Wohnung treffen anlässlich eines Streits ihrer 11-jährigen Söhne, bei dem der eine dem anderen zwei Zähne ausgeschlagen hat. Auch unter den Erwachsenen eskaliert schließlich die Situation und der "Gott des Gemetzels" übernimmt die Regentschaft.

Freitag, 2. Dezember 2011

Hans Eichhorn beim Kulturverein Dickau, Nussdorf a. A.

Der noch junge Kulturverein Dickau hat sich hauptsächlich Literaturdarbietungen ins Programm geschrieben. Im renovierten Kuhstall des bäuerlichen Anwesens bekommt am 26.11. "Local Hero" Hans Eichhorn seine Bühne. Der in Attersee wohnhafte Schriftsteller und Fischer präsentiert sein Sammelband mit Dramoletten mit dem Titel "Handlungsbedarf". Für die szenische Lesung hat er sich ein paar LaienschauspielerInnen eingeladen, mit denen er gemeinsam die sprachspielerisch-humorvollen Mikrodramen zur Aufführung bringt. Damit ist der Abend aber noch nicht gelaufen. Im zweiten Teil wird der zweite Teil von Eichhorns Produktion aufgetischt: Ein reicher Fischfang in geräucherter Form mit feinen Weißweinen bildet die Grundlage für das Verweilen bei angeregten Gesprächen.

Freitag, 25. November 2011

mg3 im Kultursaal Rüstorf

Weihnachten wirft seine Schatten voraus. So gab es bereits am Donnerstag, 24.11.11 ein sogenanntes Adventskonzert im wunderbaren Rüstorfer Gemeinde-Kultursaal zu hören und zu sehen. Mg3 haben mit ihrem Bassisten und Lokalmatador Josef Kramer einen Rüstorf-Bezug. Zwei Dinge waren für die Band an diesem Abend zu beachten: die Leute nicht mit wildem, atonalem Jazz zu verschrecken und nach Möglichkeit auch noch adventlich zu klingen. Man hat sich daher hauptsächlich auf die sanfteren und melodiöseren Töne verlegt, Blues- und Rockrhythmen nicht ganz auszuschließen. Pianist und Bandleader Martin Gasselsberger hat dafür genug an Eigenkompositionen im Köcher, auch aus seiner frühen Schaffensperiode, als die Werktitel laut eigenen Aussagen noch hohen literarischen Ansprüchen gerecht geworden sind. Dem Publikum hat die Darbietung gefallen, auch wenn schließlich ohne Weihnachtsmannmützen nur ein fast bis zur Unkenntlichkeit verfremdetes Weihnachtslied erklungen ist.

Freitag, 11. November 2011

Acoustic Blues & Soul Night im Spielraum Gaspoltshofen

Der Pianist Martin Gasselsberger hat wieder einmal ein Heimspiel eingefädelt. Dieses Mal hat er neben seiner Gesangspartnerin Petra Linecker auch den Blues-Gitarristen und Singer-Songwriter "Sir" Oliver Mally sowie Alex Meik (Kontrabass) und Willi Hackl (Gitarre, Gesang und Schlagzeug) eingeladen. Ein abwechslungsreiches Programm aus Blues, Jazz und Soul war das Ergebnis. Seine Liebe zum Great American Songbook hat Martin Gasselsberger aber mit der gesanglichen Solo-Interpretation des Standards "Blame It on My Youth" bewiesen - und das, obwohl er laut eigener Aussage eigentlich gar nicht singen kann.

Gleichenfeier im Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck

Ja, es existiert - das Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck im alten Krankenhaus in Vöcklabruck. Die Gleichenfeier am 4. 11. markiert das Ende der erfolgreichen Bausteinaktion zur Finanzierung der notwendigsten Adaptierungsarbeiten für einen Kulturbetrieb des Hauses vorerst in der warmen Jahreszeit - Heizung und Lüftung gibt es noch keine.
Die Kulturhaus-Fans sind gekommen und konnten neben Snacks und Getränken auch Kultur konsumieren in Form von Darbietungen von Andreas Haidecker und Andreas Kurz und M-Jane (ZanglaSound). Die DJane versteht ihr Handwerk, sodass bis nach Mitternacht am Dancefloor Hochbetrieb herrschte.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Brein’s Café im Wirtshaus Lohninger, Fornach

Aus der Konzertreihe "Musik beim Wirt", angesiedelt im stilechten Wirtshaus Lohninger in Fornach, gab es letzten Freitag wieder einen musikalischen Leckerbissen zu genießen. "Wiens weltbester Kontrabassist" Georg Breinschmid war mit seinem Trio "Brein's Cafe" (Bass, Klavier, Violine) zu Gast. Dargeboten wurde eine musikalische Stilvielfalt, die kaum zu übertreffen ist: Musikklassiker von Franz Liszt standen genauso am Programm wie Musettewalzer, Csárdás, Salsa, Balkanklänge oder jazzige Abstecher. Auch dem Gesang ist der vielseitige Bassist nicht abgeneigt, und so kamen auch von ihm selbst getextete Wienerlieder zur Aufführung. Das Publikum im vollen Wirtshaussaal zeigte sich ob so viel Musikalität und Virtuosität hellauf begeistert.

Sonntag, 18. September 2011

Clara Luzia im Kino Ebensee

Die Herbst-Konzertsaison im Kino Ebensee hat letzten Freitag begonnen, und zwar mit einem österreichischen Act - der Singer-Songwriterin Clara Luzia mit ihrer Band (Keyboard, Cello und Schlagzeug). Die junge Frau schreibt schöne Songs und trägt sie auch bisweilen recht leidenschaftlich vor. Neben charismatischen Momenten gibt es aber auch Längen durch aufwändiges Instrumente-Stimmen und holprige Phasen durch fehlende Perfektion des Zusammenspiels. Insgesamt gefällt jedoch die Aufführung, und gegen Ende werden auch noch einige zum Mittanzen animiert. Dennoch bleibt am Schluss der Eindruck, dass hier noch etwas fehlt, um die Emotionen des Publikums gänzlich zu entzünden.

Freitag, 9. September 2011

Ron Sexsmith in der Bridgewater Hall, Manchester

Wenn Ron Sexsmith schon nicht nach Österreich kommt, so muss man ihm eben etwas entgegen reisen. Treffpunkt war am 3. 9. Manchester. Über 1000 Zuschauer in der modernen Bridgewater Hall begeisterte der kanadische Singer-Songwriter mit einem Querschnitt aus seinem musikalischen Schaffen - ein unvergessliches Erlebnis, das aber die Intimität eines Kino-Ebensee-Konzerts natürlich nicht erreicht - außer man ist vielleicht näher am Geschehen.

David Preston im 606 Club, London

Gut zwei Jahre ist es her, als ich zum letzten Mal "one of the best Jazz Clubs in Europe" (laut Eigendefinition) betreten habe. Nichts hat sich verändert. Sogar Steve Melling, der damals Peter King am Piano begleitet hat, ist an diesem 23. August mit seinem eigenen Trio wieder mit von der Partie. Vorher bekommt man aber ein junges Gitarren-Talent mit seiner Band zu hören. Der Londoner David Preston mit Band fasziniert mit seinem eigenwilligen Spiel, und "if you havn't heard of David Preston, you should have", meint die Jazzkritik und spricht von einem "guitar phenomanon", was ich nur bestätigen kann. Im 606 gibt es auch gutes Essen und Getränke ... und mahnende Wort vom Club-Chef persönlich, man sollte dabei nicht vergessen, seine Aufmerksamkeit dem Wichtigsten zu schenken, den Musikern.

Dienstag, 16. August 2011

Christy & Emily im Cafe Glocksee, Hannover

Im Veranstaltungsprogramm von Hannover wird für den 9. August im Cafe Glocksee ein Konzert angekündigt. Obwohl mir sowohl die Location als auch die Band unbekannt sind, mache ich mich auf den Weg. Die erste Überraschung: Ich betrete einen mit Graffitis übersäten Gebäudekomplex, der offensichtlich ein selbst verwaltetes Kunst- und Kulturzentrum darstellt. Die zweite Überraschung: Es handelt sich anscheinend um ein ziemlich angesagtes Lokal, denn der Laden ist gerammelt voll. Und die Band: Es ist ein Alternative-Rock-Quartett (Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug) aus Brooklyn. Was die drei Frauen und der Mann am Bass von sich geben, ist Musik vom Feinsten, die in ihrer Art auch bestens ins Kino Ebensee passen würde. Es ist zwar vor der Bühne und auch sonst kaum ein Bewegungsspielraum, trotzdem animiert die Musik auf eindringliche Weise zum Mittanzen. Schön, dass es für Alternativ-Bewegte in Hannover dieses tolle Angebot gibt.

Freitag, 5. August 2011

Beni & Diknu in der Attergauhalle St. Georgen

"Hot Club d'Autriche" nennt sich die Band in Anlehnung an den legendären "Hot Club de France" im Paris der 1930er Jahre. Waren es damals der Gitarrist Django Reinhardt und der Geiger Stéphane Grappelli, die den Ton angaben, so sind es jetzt Diknu Schneeberger und Beni Schmid. Mit dem Bassisten Joschi Schneeberger und Martin Spitzer an der Gitarre bilden sie ein Quartett, das die Attergauhalle am 2.8. anlässlich des Attergauer Kultursommers ordentlich zum Swingen bringt. Django als Komponist steht im Vordergrund, aber auch Stücke von Cole Porter, Miles Davis und Duke Ellington stehen am Programm. Die Perfektion eines Diknu Schneeberger trifft dabei auf die Kreativität eines Beni Schmid, der sich im Jazz mindestens so zu Hause fühlt wie in der klassischen Musik. Und Ellingtons "Caravan" erklingt so modern, dass es meilenweit über die Swing-Ära hinausweist.

Sonntag, 24. Juli 2011

Roykey Creo Band im Brecher Buchleiten, Ampflwang

Im Rahmen der Reihe "Kultur im Brecher" finden in den wärmeren Jahreszeiten regelmäßig Veranstaltungen im renovierten Kohlebrecher Buchleiten statt. Am 22. Juli gab es Karibik-Klänge zu genießen. Gitarrist und Seelenwärmer Roykey Wydh (früher Mitstreiter von Klaus Doldinger und Lionel Richie) stand mit seiner Band auf der Bühne und brillierte mit ungeschliffenem Reggae und Ska. Wem bei dieser Musik nicht warm ums Herz wird, und wer dabei nicht in Bewegung gerät, dem ist nicht zu helfen. Und so rissen die Beifallskundgebungen auch nicht ab, bis auch der letzte Besucher aufgeladen mit positiver Energie seinen Heimweg antreten konnte.

Samstag, 23. Juli 2011

Thomas Gansch und Georg Breinschmid im Schloss Ebenzweier, Altmünster

Im Rahmen des Kultursommers Altmünster waren am 13.7. im Schloss Ebenzweier zwei österreichische Musiker zu Gast. Witz und Humor spielen auch in der Musik oftmals eine tragende Rolle. Das Duo Georg Breinschmid (Kontrabass) und Thomas Gansch (Trompete) haben in ihrem Programm diese Eigenschaften sogar zum Grundprinzip erhoben. Derart spielerisch und ironisch mit Musik umgehen kann jedoch nur einer, der sein Instrument auf eine virtuose Weise beherrscht, wie es bei diesen beiden Instrumentalisten der Fall ist. Die stilistische Vielfalt ist beeindruckend und reicht vom Jazz über das Wiener Lied sowie Operettenmelodien und Walzerseligkeit bis zum Rap. Auch die Ansagen zu den Stücken sind voller Sprachwitz. Somit können diese zwei echten Musikkomödianten einen gut gefüllten Veranstaltungssaal im Handumdrehen für sich gewinnen, zum Schmunzeln bringen und zu Begeisterungsstürmen hinreißen.

Mittwoch, 29. Juni 2011

"Zwischen Himmel und Erdnuss" beim Festival der Regionen in Attnang

Das Festival der Regionen fand dieses Jahr in Attnang-Puchheim statt. Eine Vielzahl von KünstlerInnen hatte Gelegenheit, sich zu präsentieren. In diesem Rahmen wurde auch ein Theaterstück von Andreas Kurz mit Franz Froschauer in der Hauptrolle im alten Heizhaus (jetzt "Rundlokschuppen") inszeniert. Das alte Zweierbeziehungs- und Lebenskrisenthema wurde sowohl musikalisch als auch als Sprechtheater abgehandelt. Auf einige berührende Momente mit weisen Erkenntnissen folgte ein banal gehaltener Schluss unter der Devise: noch einmal durchstarten.

Samstag, 25. Juni 2011

Attwenger im Kino Ebensee

Nicht zum ersten Mal waren Attwenger am Freitag, 24.6. im Kino Ebensee zu Gast. Bereits 1992 konnte man sie hier bewundern. Die Begeisterung im vollen Kinosaal war damals wie heute spürbar, allerdings war damals die musikalische Darbietung noch von permanentem Stagediving begleitet. An der Musik hat sich nichts Grundsätzliches geändert. Die lokale Volksmusik als Basis klingt jedoch immer weniger durch, dafür kommen neue Stilelemente dazu. Was geblieben ist, ist die Kraft und die Eindringlichkeit der Musik, der treibende Rhythmus, der die BesucherInnen in Bewegung bringt. Mit Stillsitzen ist es nichts im Kino Ebensee, auch wenn heute keiner mehr von der Bühne springt.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Diknu Schneeberger Trio im Kino Ebensee

Das Kino Ebensee ist offen für gute Musik und so gibt es neben der gewohnten Rock-Schiene auch gelegentlich Jazz-Konzerte. - (Ich erinnere mich gerne an das Konzert der Jazz Passengers mit der Sängerin Debbie Harry Ende der 90er Jahre.) - Im Rahmen der Konzertreihe anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Kulturvereins war der junge Gitarrenvirtuose Diknu Schneeberger mit seinem Trio (Joschi Schneeberger - Bass und Martin Spitzer - Gitarre) am 4. Juni auf der Kino-Bühne zu bestaunen. Die Band musiziert in guter, alter Django-Reinhardt-Manier, aber mit einer Perfektion und gleichzeitigen Gelöstheit, dass es eine Freude ist. Es ist schier unglaublich, wie der erst 20-Jährige seine Gitarre im Griff hat und sie auch bei irrwitzigen Tempi spielerisch beherrscht. Das volle Haus war jedenfalls von dieser Performance hingerissen.

Sonntag, 5. Juni 2011

Erich Hackl im Literaturkeller Vöcklabruck

Wer Erich Hackl kennt, der weiß auch, mit welchen Stoffen sich der oberösterreichische Erzähler vorwiegend beschäftigt. Es ist die Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus in Europa und ihre Nachwirkungen bis in die Gegenwart herein. Bei seiner neuen Erzählung "Familie Salzmann" ist es nicht anders. Auch hier wird ein Familienschicksal beschrieben, das in dieser Zeit wurzelt. Das am 19.5. im Literaturkeller der Buchhandlung Neudorfer recht zahlreich erschienene Publikum folgte der Lesung mit großer Aufmerksamkeit und zeigte sich beeindruckt.

Samstag, 21. Mai 2011

Benefiz für das Kunst- und Kulturhaus in der LMS Vöcklabruck

Vöcklabruck braucht ein offenes Kulturhaus. Ein kleiner Schritt dazu soll die vorläufige Adaptierung des alten Krankenhauses sein, um zumindest im Sommer dort etwas veranstalten zu können. Ein Verein hat sich gegründet, der das dazu notwendige Geld in Eigenregie durch Spenden aufbringen will. Dazu sind auch Benefizveranstaltungen mit KünstlerInnen der Region ein wichtiger Beitrag. Am letzeten Sonntag hat die erste von zwei Veranstaltungen in der Landesmusikschule stattgefunden. Franz Froschauer, Harry Ahamer, Andi Haidecker, Andreas Kurz, Hari Baumgartner und das Ehepaar Eidenberger waren einige der Kunstschaffenden, die sich bereit erklärt haben hier ohne Gage aufzutreten. Es ist ein bunter Abend geworden, ein Mix aus Folk, Rock, Blues, Jazz und alter Musik, gewürzt mit kritischer Literatur. Dem Publikum hat er gefallen und das provisorische Kulturhaus ist einen Schritt näher gerückt.

Sonntag, 8. Mai 2011

UAJO mit Tini Kainrath im Gasthof Kogler Frankenmarkt

Dass Volksmusik und Jazz kein Widerspruch sein müssen, haben schon viele MusikerInnen bewiesen. Auch dem Upper Austrian Jazz Orchestra unter der Leitung von Christian Maurer gelingt die Symbiose zwischen diesen beiden Musikgattungen auf eindrucksvolle Art.
Volkslieder aus Wien, Oberösterreich sowie slowenisches Liedgut, ja sogar die guten alten Gstanzln verschmelzen im Programm "Wein, Weib & Gesang" mit jazzigen Bigband-Arrangements. Der Spielwitz der Band und das Showtalent der Sängerin Tini Kainrath beeindrucken ebenso wie die kreativen Improvisationen der verschiedenen Solisten.
"I Liassat Kirschen für Di Wachsen Ohne Kern" von Karl Hodina ist wohl eines der schönsten Wiener Liebeslieder, die ich kenne, und in der Interpretation des UAJO jederzeit dazu gut, das belebend-wohlige Gänsehaut-Feeling zu provozieren. Auch die Lieder des Komponisten der oberösterreichischen Landeshymne, Hans Schnopfhagen, berühren in ihrer traurig-sentimentalen Art ganz besonders. Der Qualität der Darbietung konnte die Akustik des Wirtshaussaals nicht ganz gerecht werden. Trotzdem, das Publikum zeigte sich hellauf begeistert.

Daniel Kahn & The Painted Bird im Kino Ebensee

Ebensee wird (hoffentlich) ewig verbunden bleiben mit dem Gedenken an das dortige Konzentrationslager des Nazi-Regimes und seine Inhaftierten. Jedes Jahr findet daher eine Gedenk- und Befreiungsfeier an der KZ-Gedenkstätte statt, so auch dieses Jahr am 7. Mai.
Das Kino Ebensee beteiligt sich auf seine Art an den Feierlichkeiten, indem es einen musikalischen Beitrag leistet. Was würde sich besser eignen als Musik der jüdischen Volksgruppe, die der Nazi-Verfolgung am stärksten ausgesetzt war.
So gestaltet der in Berlin lebende Amerikaner Daniel Kahn mit seiner Gruppe The Painted Bird diesen Abend. In der Manier eines wahren Volkssängers mit viel Witz und Humor, aber auch Aggressivität spricht er die Leute an, auf Jiddisch und auf Englisch und auch auf Deutsch, wenn er begleitet mit einer Walzen-Spieldose "Die Internationale" anstimmt und der Saal mitsingt. Akkordeon, Bass, Schlagzeug und Klezmer-Klarinette bilden die Instrumentierung, manchmal greift Daniel Kahn auch zur E-Gitarre. Befreiung ist auch sein Thema, und wenn sie nicht so funktioniert, wie sie sollte, so hilft oft auch der Suff als Trost. Dennoch bleibt am Schluss die heftig akklamierte Botschaft: Die Befreiung muss weiter gehen!

Frank Hoffmann & mg3 im Kino Schwanenstadt

Am 6. Mai 2011 wäre der Schriftsteller Erich Fried 90 Jahre alt geworden. Grund genug, um genau an diesem Tag seinen Geburtstag im Kino Schwanenstadt zu feiern mit seinen Texten, gelesen von Frank Hoffmann und musikalisch begleitet vom Martin Gasselsberger Trio. Der Lyriker Erich Fried war in den frühen 80er Jahren Kult, ebenso wie Frank Hoffmann mit seiner Fernsehsendung "Trailer".
Ein Stück Vergangenheit wird wieder wach und verbindet sich mit der Gegenwart der in ihrer Blüte stehenden Band. Die gleichermaßen intellektuell wie emotional berührenden Gedichte Frieds, gelesen von einer sagenhaften Stimme, werden musikalisch ebenso berührend und einfühlsam untermalt und begleitet. Und für eine Weile erfüllt eine Aura von Wahrhaftigkeit, Schönheit und Liebe den Schwanenstädter Kinosaal, die alle Kritik zum Schweigen bringt - die Zeit steht still ... "Es ist was es ist"

Mittwoch, 6. April 2011

Collegium Vocale Linz in der Kirche St. Josef Steyr

Die Karwoche ist nicht mehr weit, eine künstlerische Beschäftigung mit dem Leiden und Sterben Jesu scheint durchaus angebracht. So sieht es zumindest der Linzer Chor "Collegium Vocale", der in der Pfarrkirche St. Josef auf der Steyrer Ennsleite bereits am 31. März diese Leidensgeschichte musikalisch dargeboten hat.
Stilistisch breit angelegt, werden unter dem Motto "Aus der Tiefe rufe ich ..." sowohl ältere als auch neuere musikalische Statements zum Thema abgegeben. Dass in einem der Stücke die SängerInnen sogar frei improvisieren können, macht die Sache besonders spannend.
Die pure Vielzahl an Stimmen (über 60 Personen), die interessante Architektur der Kirche (Ende der 60er errichtet) und die klangfördernde Raumakustik machen das Konzert zu einem besonderen Erlebnis.

Sonntag, 27. März 2011

Giorgio Barbarotta im Spielraum Gaspoltshofen

Dass Italien auch nach Österreich kommen kann, beweist Giorgio Barbarotta und Band mit einer kleinen Österreich-Tournee. Dabei hat es ihn letzten Samstag auch in den Spielraum verschlagen. Uns soll es recht sein, denn was der Cantore hier zum Besten gibt, ist mehr als überzeugend. Mit dem ersten Ton nimmt einen diese volle, facettenreiche Stimme gefangen, ebenso wie die gestischen Ausdrucksmittel, die der italienische Singer-Songwriter einsetzt. Dazu kommt das perfekte Zusammenspiel mit einer glänzenden Band (Gitarre, Bass und Schlagzeug) mit einem ebensolchen Sound. Temporeiche, zupackende Songs wechseln mit ruhigeren, sentimentalen Liedern, und obwohl für nicht Italienisch Sprechende die inhaltliche Botschaft kaum zu entschlüsseln ist, bleibt die Spannung vom Anfang bis zu Schluss erhalten. Das aufmerksame Publikum dankt es den Künstlern mit viel Applaus.

Sonntag, 13. März 2011

Luisa Frego in der Cantina Bentivoglio, Bologna

Wer nach Bologna kommt und Jazz genießen möchte, der besucht am besten die Cantina Bentivoglio, einen geräumigen Jazz-Keller, wo man auch gut essen kann. Hier gibt es täglich ab 22 Uhr Live-Musik. Am 2. März war Luisa Frego mit Brasilian Jazz Classics zu Gast. Die Boznerin, die jetzt in Bologna Musik studiert, trat in kleiner Besetzung mit M. Degaspari am Klavier und A. Taravelli am E-Bass auf. Sehr eigenständig interpretiert sie mit ihrer klaren, präsenten Stimme die Klassiker des brasilianischen Liedguts.

Sonntag, 13. Februar 2011

Romano Sclavis Texier im Jazzit Salzburg

Seit 9 Jahren gibt es nun das Jazzit und vor 30 Jahren hat das erste Konzert der Reihe "Jazz im Theater" stattgefunden - zwei Gründe, um am 11. 2. im Jazzit ausgiebig zu feiern, und das natürlich mit großartiger Musik.
Klarinettist Louis Sclavis, Bassist Henri Texier und Schlagzeuger Aldo Romano bestreiten den Hauptact des Abends und lassen keine Wünsche offen. Perfektion im Zusammenspiel, Abwechslung im dargebotenen Repertoire, Konzentration und Spielfreude zeichnen die drei Routiniers aus. Es ist Jazz der freieren Sorte, der sich nicht so sehr in der Jazz-Tradition verhaftet ist, sondern vor allem volksmusikalische Einflüsse aus unterschiedlichen Weltgegenden verarbeitet. Neben komplexen Kompositionen berührt vor allem auch die Einfachheit hingebungsvoll vorgetragener Melodien. Das begeistert Publikum im vollen Jazzit-Saal zeigte sich daher auch erst nach mehreren Zugaben wirklich zufrieden.

Samstag, 5. Februar 2011

Simon Oberleitner & Band in der LMS Vöcklabruck

Manchmal ist es schön, in klassischen Jazz einzutauchen. Das Trio mit Klavier (Simon Oberleitner), Kontrabass (Andreas Reisinger) und Schlagzeug (Reinhard Mair-Zeininger) bietet dafür die besten Voraussetzungen. Und der Name des Projekts "Swinging the Classics" weist auch in diese Richtung. So bildete, wie nicht anders zu erwarten, eine Auswahl ausgesuchter Jazz-Standards den Großteil des Repertoirs. Vollendet wurde das Ganze noch mit den Kompositionen von Klassikern anderer Herkunft, wie z. B. Bach oder Chopin. Dass das durchaus zusammenpassen kann wie aus einem Guss, haben schon ganz andere Jazz-Größen gezeigt. Und was hier vor allem von Simon Oberleitner geboten wird, ist Ruhe und Gelassenheit, Lockerheit, Treffsicherheit, Bestimmtheit und die Botschaft, dass harmonischer Wohlklang eine Qualität ist, die es zu zelebrieren gilt. Die herrliche Akustik des Saals der Landesmusikschule steigert den Genuss noch: ein berührendes Konzert eines Interpreten, dessen Reife angesichts seiner Jugend erstaunlich ist.

Samstag, 8. Januar 2011

Ellen D. Group im Rossstall Lambach

Die Veranstaltungsreihe O2 Jazz-Club ermöglicht sowohl weniger bekannten KünsterInnen einen Auftritt als auch für alle die Möglichkeit, im Anschluss an einer Jam-Session teilzunehmen. Der Vorteil für das Publikum ist freier Eintritt und die Chance auf ein begeisterndes Konzerterlebnis.
Die Sängerin Doris Ellen Bauer trat mit einigen hochkarätigen BegleiterInnen aus der österreichischen Jazzszene auf: der erstaunlichen Bassistin Gina Schwarz, der jungen Pianistin Julia Siedl, dem Schlagzeuger Klemens Marktl und dem Saxofonisten Christian Bachner.
Neben einigen jungen Talenten stießen bei der Jam-Session auch noch arrivierte Jazzer wie Hermann Linecker (Klavier) und Christian Maurer (Saxofon) dazu. Ein Improvisationsfeuerwerk von Bachner und Maurer über Billy Strayhorns "Take the A Train" bildete den Höhepunkt dieser mitreißenden, langen Jam-Nacht.

Samstag, 1. Januar 2011

Karl Ratzer’s Night Club Band im Porgy&Bess Wien

Wenn schon Sylvester in Wien, dann mit Pummerin und Jazz. Da das Porgy und der Stephansplatz nur ein paar Gehminuten auseinander liegen, lässt sich dieser Wunsch leicht verwirklichen. Österreichs Gitarristen-Urgestein Karl Ratzer gastierte dort an diesem Abend mit einer bunt zusammengewürfelten Band, unter anderen mit zwei weiteren lebenden Legenden des österreichischen Jazz: Richard Oesterreicher (Mundharmonika) und "Großinquisitor" Hans Salomon (Tenorsaxophon). Neben Bebop erklangen bluesige Melodien und unterstützt durch die Sängerin Jacqueline Patricio da Luz auch Brasilianisches. Neben dem virtuosen und gefühlvollen Gitarrenspiel von Karl Ratzer ernteten besonders die Soli des Münchner Trompeters Peter Tuscher Bewunderung. Um null Uhr gab die "Stimme Österreichs" am Stephansplatz ihre Vorstellung und danach ging es im Porgy bei enormer Spiellaune weiter ins neue Jahr hinein.